Im Springer Baugewerbe regiert die Gelassenheit

21.01.2006 11:59

© Neue Deister-Zeitung, 21.01.2006

KeinÄrger über Wegfall der Eigenheimzulage / Mehrwertsteuererhöhung - "ein kleiner Aufreger"

Springe (cz). Die Vertreter des Springer Baugewerbes und der nachgelagerten Betriebe scheint nichts mehr erschüttern zu können: Während anderenorts über den Wegfall der Eigenheimzulage und die beschlossene Mehrwertsteuererhöhung gejammert wird, regiert am Deister die Gelassenheit.

Ob Bauunternehmer, Dachdecker, Heizungsbauer, Tischler- oder Malermeister - alle sind sich einig: Von dem Kuchen, der im Zuge der Schaffung neuen Wohnraums verteilt werde, fallen für heimische Betriebe ohnehin nur Krümel ab, da in den größeren Neubaugebieten Generalunternehmer das Zepter schwingen. Wo die Qualität der Arbeit gegenüber dem billigsten Angebot längst ins Hintertreffen geraten sei, sei für heimische Betriebe nichts zu holen. Kein Wunder, dass der Wegfallder Förderung für Häuslebauer am Deister mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen worden ist.

Ein "kleiner Aufreger" scheint dagegen die Mehrwertsteuer zu sein. Ralf Christoffer, Mitinhaber des gleichnamigen Heizungs- und Sanitärgeschäfts in Springe fürchtet, dass die Erhöhung um drei Prozentpunkte im kommenden Jahr richtig weh tun könnte: "Da werden sich viele überlegen, ob sie es nicht lieber selber machen oder wie sie drumherum kommen können. Die Schwarzarbeit könnte zusätzlich angekurbelt werden."

Auch wenn die Steuererhöhung für ihn ein durchlaufender Posten sei, befürchtet er, dass das Auftragsvolumen schrumpft. "Eine Entlastung bei den Lohnnebenkosten könnte uns bei der Preisgestaltung wieder mehr Spielraum geben", so Christoffer.

 

 

Eine weitere Alternative seien Förderprogramme, beispielsweise niedrigere Mehrwertsteuersätze für die Modernisierung von Heizungsanlagen oder Steuervergünstigungen für die Auftraggeber solcher Arbeiten.

Malermeister Frank Hübenthal und Gudrun Sirucek, Geschäftsführerin der Dachdeckerei in der Wanne 3, warnen davor, zu "schwarz" zu sehen: "Die Mehrwertsteuer wird keine gravierenden Auswirkungen haben, das wird sich letztlich alles einpendeln", erklären sie unisono. Für dieses Jahr verspricht sich der Springer Hübenthal sogar einen positiven Schub, da viele Investitionen vorgezogen werden. Schon jetzt zeichne sich ab, dass er im Sommer alle Hände voll zu tun haben werde.

Tim Welliehausen, Juniorchef des gleichnamigen Bauunternehmens in Springe, bringt die höhere Verbrauchersteuer nicht aus der Fassung: "Die Bauwirtschaft ist bereits seit zehn Jahren ein schrumpfender Wirtschaftssektor. Bislang haben wir uns immer behauptet. Man muss eben Marktnischen suchen und finden." Aber: "Drei Prozent können wir kaum an den Kunden weitergeben. Die lohngebundenen Kosten müssen gesenkt werden, damit wir auch nach der Öffnung des deutschen Marktes für Anbieter aus den neuen EU-Ländern wettbewerbsfähig bleiben", so Welliehausen.

Auch der Gestorfer Tischlermeister Michael Singel blickt optimistisch in die Zukunft: Er habe seine Geschäftsfelder in Nischen gefunden, etwa der Sonderanfertigung von Möbeln. "Wo das Motto ?Geiz ist geil' nicht mehr mithalten kann, da sind wir zur Stelle", so Singel. Und da werde ihm auch die Mehrwertsteuer-Erhöhung keinen Dämpfer verpassen können.

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